Ochsenhausen, wia's ischt ond war

Kleines Schwäbisches Wörterbuch: A
Schwäbisch von "abiched" bis "azwära"


Da der oberschwäbische Dialekt, von der Alb bis zum Bodensee und von der Baar bis zum Lech, eine enorme Anzahl an Varianten aufweist - oft werden schon ein paar Dörfer weiter die Wörter anders ausgesprochen, oder sogar ganz andere Wörter verwendet - wurde hier ein kleiner schwäbischer Wortschatz aus dem Raum Ochsenhausen zusammengestellt. Wegen der großen Zahl an eigenständig schwäbischen Vokalen und Nasallauten kann hier über die richtige Umschreibung mit dem lateinischen Alphabet durchaus gestritten werden.

A

abiched eingebrannt
(eingebrannte, schwer zu entfernende Speisereste am Topfboden, wenn beim Kochen nicht genügend umgerührt wurde)

afanga anfangen oder: allmählich, in letzter Zeit, mittlerweile
(die Betonung der ersten beiden Vokale bestimmt die Bedeutung des Wortes; "I moß etz afanga!" (gedehntes und betontes erstes, kurzes zweites "a") ⇔ "Ich muss jetzt anfangen", oder aber "Afanga schigged se eisre Soldada jo en älle Griag!" (kurzes erstes und betontes zweites "a") ⇔ "Allmählich schicken sie unsere Soldaten ja in alle Kriege!")

agschlaa durchtrieben, abgeschlagen
("Descht a ganz a agschlaaner Waidag!" ⇔ "Das ist ein ganz durchtriebener Halunke!")

aijo zustimmendes "ja"
(muss am Satzanfang stehen, "Do komm e aijo d'schpäd!" für "Da komme ich ja zu spät!" ist also doppelt falsch (da auch nicht zustimmend), sondern: "Aijo, no däd e wirklich d'schpäd komma!") "Ja, dann würde ich wirklich zu spät kommen!"

allaweil (ällaweil) alleweil, immer, fortlaufend

allbott in kurzen Abständen, sehr häufig
(verm.: aller [jeder] Bote, sprachlicher Nachklang jener Zeiten, als Neuigkeiten und Nachrichten noch von Botengängern übermittelt wurden; vergl. "Boschtbott" ⇔ "Postbote, Briefträger". Noch in den Fünfziger Jahren gab es auch privat engagierte Botengängerinnen, die für geringes Entgeld zum "Leich asaga" ⇔ "Todesfall ansagen" oder "Hochzeit asaga" ⇔ "Hochzeit ansagen" Botengänge zu verwandten oder befreundeten Familien in die umliegenden Dörfer unternahmen. Meist gab es dort dann ein Glas Most, manchmal sogar Bier oder ein Vesper zur Stärkung)

aldbacha altbacken, unmodern, veraltet

anandrno einander nach
Bedeutung: "beeilen" ("Etz mach anandrno!" ⇔ "Jetzt beeile dich!")
("Dia mached it anandrno." ⇔ "Die beeilen sich nicht.")

aushausig Der Autor muss zugeben, dass er dieses Wort erst vor ein paar Monaten zum ersten Mal hörte. Es stammt aus dem schwäbischen Unterland, ist aber in der Wortbedeutung so typisch schwäbisch, dass es ausnahmsweise in diese Sammlung oberschwäbischer Worte Eingang fand. Aushausig benimmt sich beispielsweise jemand, der sich bei Tisch zentimeterdick die Wurst aufs Brot legt, als ob das gar nichts kosten würde. Sich also benimmt, als wäre er außer Haus irgendwo zum kostenlosen Essen eingeladen. Mit der Mahnung, sich nicht so aushausig zu benehmen, versucht dann die restliche Tischgesellschaft, den Verschwender zu stoppen.

Auszogene Kiachla mit Zucker überstreute, in der Mitte dünn (aus-)gezogene Fastnachtskrapfen
(Reim: "Gar luschdig isch dia Fasenacht, wenn mei Muadr Kiachla bacht!")

a weng ein wenig.

azwära Kraut oder ähnliche Gerichte mittels Mehl oder Stärke sämig machen.


Peter Engelhardt