Ochsenhausen, wia's ischt ond war

Kleines Schwäbisches Wörterbuch: S
Schwäbisch von "Säeges" bis "sottigs"


S

sa sagen
(langes "a": "Sa amol!" ⇔ "Sag [ein-]mal!")
er/se/s sait" ⇔ "er/sie/es sagt"
er/se/s hot gsait" ⇔ "er/sie/es hat gesagt"

Säaga Säge

Säeges Sense

salle, sallig diese, selbige, dieselbe
(sehr kurzes 'a'; "Salle do!" ⇔ "Diese da!")
De sall (de sallig)" ⇔ "dieselbe, die da (Fem.)"
Dr sall (dr sallige)" ⇔ "derselbe, der da (Mask.)"

sallmol, sallmols, sallamol damals

saua rennen

schabs schief
"Der Schtagga isch z schabs." ⇔ "Der Stecken ist zu schief (krumm)."

Schättrgoiß vorlautes Mädchen, Klappergeiß
(wird ausschließlich als Kosewort verwendet)

schallu verwirrt
Verm. franz. Ursprungs. "Du machschd me ganz schallu!" ⇔ "Du machst mich verwirrt!"

schättra scheppern, klappern

Schbatza Spätzle (Nudeln u. Pl. v. Vogel)

Schbleis, Schbleisa Holzsplitter (im Fleisch/in der Haut)

Schdädle Kleinstadt, Städtchen

schdriala sich herum treiben, umherstreichen
wird auf Kinder angewandt: "Wo send er heit (z) Mitta omanandr gschtiraled?" ⇔ "Wo habt ihr euch heute (Mittag) Nachmittag herum getrieben?"

Schdriedzr Koseform für: Knabe, Bube

Scheißmatteis Sei's drum!
Erwiderung auf einen eigentlich sinnvollen Einwand. Inkaufnahme eines negativen Aspektes.

schendig eilig, stressig
(von "schinden", unter Druck agieren. "Wa hosch denn heit schendigs?"- "Was hast du denn heute eiliges [stressiges]?")

Schiggr Angetrunkener Zustand, leichter Alkoholrausch

schlättrig rutschig
"Obacht, do dana isch schlättrig!"- "Achtung, dort (hier) ist es rutschig!"

Schlägle Gehirnschlag, Schlaganfall

Schlattohra abstehende Ohren, Segelohren, Otapostasis
Die Warnung: "Du griasch vo mir glei a baar an deine Schlattohra na!" ist manchmal durchaus ernst gemeint, auch wenn der Betreffende keine abstehenden Ohren hat.

schlattra wackeln
"Do kasch bloß no mit de Ohra schlattra!"- "Da kannst du nur noch mit den Ohren wackeln!"

schloifa ziehen, schleppen
Je nach Zusammenhang auch "tragen, bringen", bspw. wenn jemand etwas Falsches bringt: "Wa schloifscht etz du do drher?"- "Was bringst jetzt du daher?"

schlotza schlecken, lutschen
(demzufolge ist ein "Schlotzer" ein "Lutscher" oder "Lolli". Den Begriff "Viertelesschlotzer" oder die Redensart "a Viertele schlotza", die im Unterland verwendet werden, gab es zumindest früher im schwäbischen Oberland nicht.)

schmecka schmecken, wird auch im Sinne von "riechen" verwendet, im Schwäbischen gibt es kein anderes Wort für "Geruch" oder "riechen"
("Wia schmeckts n' do henna"- "Wie riecht es denn hier [drin]?")

Schmotz (Gebrauchs-)Fett
(Bspw.: Wagenschmiere)

schmotzig fettig
(Bspw.: Schmotzigr Donschtig - man beschmierte früher am Fastnachts-Donnerstag andere Leute mit Wagenfett. Wird häufig falsch mit "schmutzig" übersetzt. Im Schwäbischen ist "Dregg" das Wort für "Schmutz". Bsp.: "Des Lagr mosch amole wiedr schmotza!" ⇔ "Dieses Lager musst du mal wieder schmieren/einfetten!")
dementsprechend auch: "Du griasch glei oina gschmotzt!"- "Du kriegst gleich eine geschmiert!"

schneia schneien
schneiala leichter Schneefall mit kleinen Flocken (vergl.: rangala)

Schnudra, Zwieblrehrla (Zwiebelröhrchen) eine Art Frühlingszwiebeln, Schluppen
(sehr wichtige Zutat der Füllung für Mauldäscha [Maultaschen]. Die teuren Schnudra werden heute bei industriell oder von Metzgern hergestellten Maultaschen durch Spinat ersetzt, was der Füllung zwar eine ähnlich grünliche Farbe verleiht, leider aber kann auch die Zugabe von gehackten Zwiebeln den typischen Geschmack der Schnudra nicht ersetzen. Bei den Bäckern in Ochsenhausen gab es früher allerdings auch sehr leckere, mit Marmelade gefüllte Maultaschen.)

Schobba Schoppen
(Wird nicht nur in der gleichen Bedeutung wie im Deutschen benutzt, auch die Milchflaschen für Babies heißen so. "Omma Viere rom momma m Butzrle da nägschda Schobba gea."- "Um Vier Uhr herum müssen wir dem Baby das nächste Fläschchen geben.")

Schopf Schuppen, unbewohntes Nebengebäude
(Bsp. für eine ärgerliche Antwort: "Wo dr Beigl isch? No mach hald deine Glotzbebbl auf, der loined dett an dr Schopfdier!" ⇔ "Wo das Beil ist? Dann mach halt deine Glotzkugeln [Augen] auf, das lehnt dort an der Schuppentüre!")

Schopf Kopfhaare
Beispiele:
"Di pack e glei am Schopf!" ⇔ "Dich packe ich gleich an den Haaren!"
"Der hot an Schopf beianandr!" ⇔ etwa: "Der hat eine Haartracht!"

Schpennawett(a) Spinnwebe(n)

schpiggla spicken

schpotza spucken

schtaiba verjagen, verscheuchen
(von "stäupen") Im Schwäbischen ist dieses alte Wort als Synonym für eine grobe Behandlung im Sinne von Verjagung, Verscheuchung bzw. Vertreibung gebräuchlich. ("Denne Schtubahoggr hau e naus gschtaibt!" ⇔ "Diese Stubenhocker habe ich raus gejagt!")

schtanda stehen
("Schtanda bleiba!" ⇔ "Stehen bleiben!")

schtau stehen
("Bleib schtau!" ⇔ "Bleib stehen!")

Schtieble Ein "Stübchen" ist ein kleines Haus das zu einem Bauerngehöft gehört. Ein solches Gebäude ist oft auch nur bei den Einödhöfen zu finden. Es war früher dazu gedacht, nach der Hofübergabe an den Jungbauern als Wohnung für den Altbauern und die Altbäuerin zu dienen. Schtiebla (pl.) wurden in den letzten Jahrzehnten meist zu Ferienwohnungen umgebaut oder vermietet.

schtragga liegen
Herleitung von "gestreckt, strecken, ausgestreckt" ("Do isch vorig g'schtragget!" ⇔ [wörtlich] "Dort ist es vorher gelegen!")

schträhla kämmen
(Strähl ⇔ Kamm; heute nur noch scherzhaft verwendet)

Schtiag Treppe
([Pl.: Schtiaga] "Geschts Obed be e no Schtiaga na gfloga." ⇔ "Gestern Abend fiel ich noch die Treppen runter.")

Schtoi, Schtoinr Stein (Sing., Pl.)

Schtoig Steige, steile Straße an einem Hang oder Berg

schtriagla kämmen, glatt streichen

Schtuaged Stuttgart

Schtuba Stube
Fast immer ist damit aber das Wohnzimmer gemeint.

schugga schieben, stoßen

schuggla wackeln

Schuir oder Scheir Scheune

Schupfnudla Oberschwäbische Schupfnudeln werden ohne Kartoffeln nur aus Mehlteig hergestellt. Sie werden traditionell mit "Boirisch Kraut", also frisch gekochtem und mit genügend Kümmel gewürztem Weißkraut [ohne Speck] gemischt, sowie am Schluß mit reichlich geschmälzen Zwiebeln übergossen. Mancherorts, und in neuerer Zeit auch in Ochsenhausen, verwendet man auch Sauerkraut anstelle von Weißkraut, da dieses einfacher zu kochen ist.
(Oberschwäbische Schupfnudeln werden also anders hergestellt als die alemannisch-badische Variante, die aus Kartoffel-Mehl-Teig gerollt sind. Dieses Gericht war vor dem Weltkrieg nur in Südbaden und Oberschwaben bekannt.)

schuscht sonst
entsprechend: ommaschuscht umsonst

Schuz Schürze
(langes 'u', eher Schuuz;) Kucheschuz, Gaadaschuz ⇔ Küchenschürze, Gartenschürze

Seggl oder Seckl Je nach Variante derbes bis halbfreundliches Schimpfwort für eine männliche Person
(Bedeutung: "Penis", aus lat. "saecularis" d. i. "weltlich"); Varianten bspw.:
derb ⇔ Schofseggl [Schafspenis]
freundlich ⇔ Seggalesbeck (eigentl. Penisbäcker ⇔ Seelenbäcker, "Seele" ist eine schmale und langgestreckte oberschwäbisch/allgäuerische Brotvariante)

Seiher Sieb
("Nudla abseiha")

Siach meist abwertend, für "hinterhältiger Kerl", Lump
(Pl. Siacha; von: Siecher ⇔ Kranker, im Sinne von Abnormal; kann aber auch bewundernd gemeint sein.)

soicha pinkeln
(auch: "So en Soich!" ⇔ "So eine Pisse!")

Soita Wiener, Frankfurter (Würstchen)

Sonna, Sonn Sonne

sottigs, sottigr, sottige solches, solcher, solche

Subba Suppe

suscht sonst


Peter Engelhardt